Projektpublikationen in der Reihe
»IVS SAXONICO-MAIDEBVRGENSE IN ORIENTE«Inge Bily, Wieland Carls, Katalin Gönczi, Marija Lazar. Sächsisch-magdeburgisches Recht in Tschechien und in der Slowakei. Untersuchungen zur Geschichte des Rechts und seiner Sprache. Berlin, Boston 2021
(=IVS SAXONICO-MAIDEBVRGENSE IN ORIENTE. Bd. 5)
Vorwort
Nach mehreren Jahren intensiver Forschung erscheint Band 5 der Reihe IVS SAXONICO-MAIDEBVRGENSE IN ORIENTE. Er hat die Rechts- und Sprachtransferprozesse sowie deren Textzeugen und Ergebnisse auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen und Slowakischen Republik, soweit sie das Sächsisch-magdeburgische Recht betreffen, zum Gegenstand. Ganz im Sinne der mit dem Akademieprojekt „Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas“ verfolgten Konzeption, werden rechtsgeschichtliche und sprachgeschichtliche Analysen vorgenommen und im gegenseitigen Wechselverhältnis für Erkenntnisse fruchtbar gemacht. In Fortsetzung und Weiterentwicklung der in den bereits erschienenen Bänden erkennbaren Struktur generiert sich der vorliegende Band aus 10 Teilen, welche inhaltlich die Einleitung (Dr. Wieland Carls), die Analyse des Rechtstransfers (Dr. habil. Katalin Gönczi), einen Forschungsüberblick zu den Untersuchungsgebieten (Dr. Wieland Carls), die Rechtsquellen, allen voran den „Sachsenspiegel“ in Deutsch und Latein sowie das „Sächsische Weichbild“, das „Silleiner Rechtsbuch“ und „Zipser Willkür“ (Dr. Wieland Carls), linguistische Studien zum Untersuchungsgebiet Tschechien in Form von kontrastiven Wortanalysen und Wörterverzeichnissen (Dr. Inge Bily) und zum Untersuchungsgebiet Slowakei auf der Grundlage von korpuslinguistischer Methoden (Dr. Marija Lazar), eine Zusammenfassung in Deutsch und Englisch (Dr. Wieland Carls/John-Anthony Barrett BA), Kommentare zu den beigefügten Karten (Dr. Inge Bily) sowie ein Quellen- und Literaturverzeichnis (Dr. Wieland Carls) präsentieren. Die Kartenbeilagen sind von Dr. Inge Bily (Karteninhalt), Birgit Hölzel (Kartenredaktion) und Romana Schwarz (Kartographie) erarbeitet worden.
Wie bereits gesagt, wird mit den hier genannten Teilen des Projektbandes das für die Untersuchungsgebiete Polen und teilweise auch für Ungarn/Rumänien erprobte Darstellungskonzept fortgeführt, aber es werden auch neue Wege eingeschlagen. So stützt sich der quantitativ und auch qualitativ gewichtige Teil zum Untersuchungsgebiet Tschechien von Dr. Inge Bily auf einen repräsentativen Rechtstext sächsisch-magdeburgischer Provenienz − das „Sächsische Weichbild“ − in einer deutschen Fassung und einer Übersetzung in die tschechische Sprache und analysiert in bewährter Weise seine (rechts-)sprachlichen Besonderheiten. Für die Slowakei war mit Rücksicht auf die nicht vergleichbare Quellenlage von Dr. Marija Lazar eine andere Methode anzuwenden, die aber auf der Grundlage von korpuslinguistischen Beobachtungen auch für die sprachwissenschaftlichen Analysen zu den noch ausstehenden Untersuchungsgebieten eine erfolgversprechende Perspektive bietet. So ist es gelungen, ein weiteres hochwertiges, handbuchartiges Kompendium zu dem komplexen Verbreitungsvorgängen von Recht und Sprache in einer wichtigen Region Ostmitteleuropas vorzulegen. Möge das Werk viele Nutzer finden, deren Kritik stets willkommen ist.
Zu danken ist zu allererst den Autorinnen und Autoren, die den Band geschaffen haben. Herrn Dr. Wieland Carls gebührt als langjährigem Arbeitsstellenleiter ein ganz besonderer Dank. Darüber hinaus sei den unterstützenden Helferinnen und Helfern der Arbeitsstelle, Frau Manuela Züfle, Frau Pina Bock M. A. und Herrn Michael Hoffert M. A. herzlich gedankt. Das bewusst im fruchtbaren Feld der internationalen Kooperation und Kommunikation angesiedelte Werk hätte ohne die tatkräftige und sachkundige Mithilfe der projektbegleitenden Kommission nicht auf dem hier vorliegenden Niveau gelingen können. Daher sei dem Vorsitzenden der Kommission, Prof. Dr. Matthias Hardt (Leipzig), sowie deren Mitgliedern Prof. Dr. Dr. h. c. Christian Hannick (Würzburg), Prof. Dr. Danuta Janicka (Torun´), Dr. Jolanta Karpavicˇiene˙ (Vilnius), Prof. Dr. Christian Lübke (Leipzig) und Prof. Dr. Matthias Puhle (Magdeburg) herzlich gedankt. Unser herzlicher Dank schließt vor allem auch die langjährige zuverlässige und angenehme Kooperation ein. Auf Rat und Hilfe der Kommission konnte die Arbeitsstelle jederzeit unkompliziert zurückgreifen.
Nun stehen als nächste Publikationen der Band zu Litauen und zur Ukraine sowie der Tagungsband mit den Ergebnissen der internationalen Konferenz vom 14./15.11.2018 „Das sächsisch-magdeburgische Recht als kulturelles Bindeglied zwischen den Rechtsordnungen Ost- und Mitteleuropas. Bestandsaufnahme und Perspektiven der Forschung“ an. Schon jetzt kann festgestellt werden, dass viele lohnenswerte Fragestellungen in der Zukunft der Bearbeitung harren. Die Erforschung und die Offenlegung der gemeinsamen kulturellen, und damit auch der rechtlichen und rechtssprachlichen Grundlagen Europas werden eine dauerhafte Aufgabe geisteswissenschaftlicher Grundlagenforschung bleiben.
Halle an der Saale, im Juli 2020
Heiner Lück